KRISE ALS CHANCE ZUR NEUORIENTIERUNG

Diese plötzliche, über uns hereingebrochene Krise kann auch eine große Chance bedeuten, wenn wir nicht in Angst und Mutlosigkeit verfallen und die lebensnotwendige Veränderung annehmen, indem wir uns damit auseinandersetzen.

Die Strukturierung der Arbeitsprozesse muss weitgehend selbst organisiert werden. Das bedeutet, verstärkte Eigenmotivation und Selbststrukturierung. Dazu braucht man ein großes Maß an Verantwortungsbewusstsein sowie eine gute Balance zwischen Reflektieren und Offenheit für die Herausforderung durch die jeweiligen Arbeitsaufgaben. Die Abgrenzung von beruflichen und privaten Lebensbereichen muss neu strukturiert werden.

Das bedeutet, selbst im Home-Office muss eine klare Abgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit herrschen.
Viele Firmen überlegen jetzt überhaupt ihre Leute im Home-Office zu lassen. Ein sehr großer Teil befürwortet das. Das sind aber eher die Arbeitnehmer, die Einzelgänger sind. Der andere Teil braucht diesen sozialen Umgang mit anderen Menschen; mit anderen Menschen und mit Kollegen sich austauschen zu können. Das Erleben von Kollegialität, von wechselseitiger Unterstützung.

Es ist schwierig, im Home-Office zu kommunizieren. Man muss schriftlich präziser formulieren, als wenn man miteinander redet. Aber es fehlt auch an Mimik, Gestik und Ausdruck. Es besteht die große Gefahr, dass die Kommunikation und Kooperation auf einem informellen Austausch basiert und der wirkliche Austausch zwischen Kollegen nicht mehr stattfinden kann. Aber auch die gegenseitige Unterstützung findet nicht mehr statt. Das Erleben von Kollegialität und Unterstützung von Vertrauen oder sich Anvertrauen braucht neue Formen.

Es muss eine klare Abgrenzung von Erreichbarkeit und mehr Vertrauen vom Arbeitgeber her verstanden werden. Das bedeutet, dass die Mitarbeiter das eigene Selbstvertrauen überprüfen, neu bewerten und neu aufbauen.
Speziell für die Menschen, die Kollegen und ein beruflich soziales Umfeld brauchen, ist es wichtig zu lernen, sich neu auszutauschen und neue Möglichkeiten zu suchen, zu kommunizieren. Ansonsten droht eine große Einsamkeit.

Bei einer zunehmenden Vereinzelung der Arbeitssituation können große Defizite entstehen, die mit neuen Möglichkeiten der Anerkennung aufgefangen werden müssen. Das bedeutet, dass gerade Arbeitgeber aufgefordert sind, eine neue Begegnung und neue Wertschätzung dem Mitarbeiter gegenüber sich zu überlegen.

Auch bezüglich Feedback oder Kritik muss hier neu reflektiert werden: zum Beispiel hat die Kränkung eines Mitarbeiters in den Räumen der Firma eine andere Wirkung. Die Mitarbeiter können am Abend die Räumlichkeiten verlassen und auch Kritik, Kränkung und negatives Feedback dort lassen. Sich vollkommen von der Arbeit zum Privatleben abgrenzen.

Hingegen wenn es per Telefon oder Skype in den eigenen Räumen erlebt wird, bleibt eine Kränkung dort sehr präsent, weil die Möglichkeit von Distanzierung fehlt. Daher ist es wichtig, eine Balancierung der verschiedenen Lebensbereiche herzustellen. Dazu zählen neben der beruflichen Arbeit, die Bereiche Ehe, Familie und Freundschaften. Je stärker wir klare Grenzen zur beruflichen Arbeit schaffen, desto wichtiger wird der Schutz der übrigen Lebensbereiche und die Vermeidung von Gewalt in der Familie!

Solche Zukunftsperspektiven können mit positiven und negativen Erwartungen verbunden sein. In jedem Fall sind wir zurzeit in einer großen Ungewissheit ausgesetzt, wie sich die Krise gesellschaftlich auswirken wird und was die Chance hat, eine neue Normalität zu werden. Umso wichtiger ist es, nicht in Panik zu verfallen, sondern die eigenen Ziele neu zu formulieren. Neue Wege zu suchen und zu bestimmen und neue Strategien aufzubauen.

Analysieren Sie Ihren Arbeitsbereich und Ihr Arbeitsleben bis jetzt ganz genau. Überlegen Sie sich, wo neue Möglichkeiten zu finden sind.
Welchen Nutzen können Sie aus dieser Krise ziehen? Was haben Ihnen die letzten Monate aufgezeigt? Schreiben Sie Ihre Gedanken auf: was war positiv und was war negativ? Und wo können Sie aus dem Negativen etwas Positives machen?

Wichtig ist, die eigenen Gefühle zu erkennen und durch gesunde Entscheidungen im Leben einzusetzen. Die wichtige Antwort auf die wichtige Frage: wohin treiben mich meine Gefühle in dieser konkreten Situation?

Es ist wichtig, Stimmungen und Gefühle wie Angst und Wut wirkungsvoll zu steuern und nicht mehr der Spielball der eigenen Gefühle zu sein.

Die Fähigkeit zu erlangen, jederzeit und in jeder Situation den Überblick und die Möglichkeit zur realistischen Einschätzung der Lage zu bewahren. Durch Selbstmotivation hoffnungsvoll bleiben, vor allem dann, wenn man gerade einen Rückschlag erlitten hat. Die Arbeit an einer optimistischen und selbstbewussten Grundeinstellung. Dies ist die wirkungsvollste Waffe gegen destruktive Gefühlslagen wie Frustration und Depression, Verlust des Selbstwertgefühls und der Leistungsfähigkeit.

Die Voraussetzungen zur Freude an der eigenen Leistung können so geschaffen werden: die Erstellung eines ehrlichen, persönlichen Stärke/Schwäche-Profils, die Erreichung der optimalen Balance zwischen Gefühl und Verstand und die eigenen Emotionen annehmen.

Erst das richtige Zusammenspiel kognitiver und emotionaler Fertigkeiten machen einen Menschen sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich erfolgreich! Es gibt nur ein Kapital des Unternehmens – das sind seine leistungsstarken und leistungsmotivierten Mitarbeiter.